Interview MrStarsky x Anna Katharina Jansen
Magst du dich zum Start kurz vorstellen, wer du bist, was du machst? Woher kennt man dich, bzw. wo könnte man deine Designs schon mal gesehen haben?
Hi – ich bin Anna (Katharina Jansen). Eigentlich bloß Anna. Mein Zweitname ist aber immer mit dabei, weil es ungefähr 100tausend “Anna Jansen”s in Deutschland gibt und man mich daher anfangs nie “ergooglen” konnte. Also hab ich mit vollem Namen gestartet – obwohl ich ihn auch oft verfluche. Zu lang für die Visitenkarte – in Mails nennen mich mehr Leute “Katharina” als “Anna” und ich muss immer sagen “Jaaa, Katharina mit th”. Also bin ich nun wohl für immer “Anna Katharina Jansen” mit 6 A. Ich zeichne mittlerweile für ziemlich alles – außer das, was ich eigentlich immer machen wollte: Magazine. Das wollte ich aber vermutlich nur machen, weil ich mir nie im Leben vorstellen konnte, dass jemand meine Illustrationen mal in ein Kinderbuch, auf Modekollektionen, Kindertattoos, Decken oder Tapete drucken würde. All das und noch viel mehr ist mittlerweile schon passiert und tatsächlich sehr viel aufregender als immer bloß Magazine.
Kannst du etwas über das Design für MrStarsky erzählen? Hast du ein Lieblinsgtier bei deinen Illustrationen?
Mein Lieblingstier bei diesem Projekt ist definitiv der Luchs! Zum einen war mir völlig neu, dass der Luchs zu den Sternzeichen gehört und zum anderen ist er vermutlich eins der seltenst illustrierten Tiere, daher hatte ich zugegebenermaßen mächtig Respekt vor der Aufgabe einen Luchs irgendwie niedlich-kindgerecht – aber trotzdem auf den ersten Blick erkennbar – darzustellen. Ob das geklappt hat müsst ihr beurteilen ;-) Außerdem trägt er eine Kappe. Und wer Kappe trägt, ist cool!
Abgesehen vom Luchs fand ich es spannend ein Produkt zu entwerfen, was im Grunde genau so schon existiert – sich also bloß durch meinen ganz eigenen Stil von den anderen MrStarsky Postern unterscheidet und für die Kunden nur allein dadurch interessant wird. Ich glaube das ist uns ganz gut gelungen – neuen Wind in die Serie zu bringen! Ich bin ziemlich glücklich über die Freiheit, die ich beim Gestalten haben durfte. Dass ein Drache nicht zwingend grün und eine Giraffe gelb sein muss – und natürlich dass Luchse Kappe tragen dürfen.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Meinen Stil würde ich als reduziert und auf die gute Art naiv bezeichnen.
Ich versuche alles was ich zeichne auf möglichst simple Formen zu reduzieren, korrekte Perspektiven und Proportionen sind mir dabei sehr egal.
Ich hab eine ausgeprägte Vorliebe für einfache geometrische Formen, Streifen und Karomuster und außerdem eine ziemlich typische – ebenfalls reduzierte – Farbwelt, in der ganz eigene Gesetze gelten.
Rosa ist eine neutrale Farbe, Gelb und Grün dürfen nie beide in einer Illustration – am besten auch gar nicht innerhalb eines Projektes – vorkommen und Rostbraun passt einfach immer.
Wie können wir uns das vorstellen wenn du so einen Auftrag bekommst, mit was fängst du als erstes an, wie gehst du so vor?
Die Herangehensweise ist ziemlich unterschiedlich – genau wie all die Produkte, auf denen meine Illustrationen am Ende landen, ganz schön unterschiedlich sind. Manchmal gibt es ganz klare technische Vorgaben, was zum Beispiel die Farben angeht. Bei Textilien sind Farben beispielsweise oft auf eine Anzahl von 2 oder 4 beschränkt. Bei den MrStarsky Postern durfte ich mich farblich glücklichweise austoben, wie ich wollte – da war eher die Priorität Tiere in meinen Stil zu “übersetzen”. Dazu suche ich mir als allererstes verschiedene Fotos von Tieren raus und schaue mir oft auch an, wie andere Illustratoren diese Tiere von der realistischen Fotodarstellung in ihren eigenen Stil übersetzt haben. Wichtig dabei ist natürlich: Nicht klauen, sondern seine eigene Handschrift reinbringen! Ich arbeite mittlerweile komplett digital am Ipad – trotzdem starte ich immer mit Skizzen – die eigentlich die Hauptarbeit am Projekt sind. Sobald die Formen stehen, ist es im Grunde bloß noch Ausmalen – wie in einem Malbuch. Am Ende müssen die Farben entschieden werden. Das dauert oft länger als der eigentliche Zeichenprozess – es gibt einfach unendlich viele Möglichkeiten und gerade digital ist man verleitet ungefähr alle einmal durchzuprobieren, bevor man sich final (für allermeistens die allererste Lösung) entscheidet.
Was brauchst du um kreativ zu sein? Klappt das besser morgens oder abends? Bist du da sehr strukturiert oder nimmst du den Tag wie er kommt?
Um richtig in einen Arbeitsflow zu kommen – brauche ich vor allem keine Termine oder Aufgaben, die im Augenwinkel auf mich warten. Daher kann ich wunderbar nachts arbeiten – nachdem ich Haushalt, Telefonate, Freunde treffen, Einkaufen, etc erledigt habe und absolut selbst entscheiden kann, wann ich den Stift aus der Hand lege. Falls es gut läuft, kann ich bis morgens durchzeichnen, weil ich den Schlaf dann einfach dranhänge. Falls es nicht gut läuft, darf ich aber auch guten Gewissens ins Bett gehen, denn Menschen schlafen nachts nunmal. In produktiven Phasen ist es dann oft so, dass ich von 6 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags schlafe. Dieser Rhythmus wird ziemlich oft belächelt oder für “nicht richtig” empfunden – aber für mich ist er ziemlich logisch. Und egal wie oft ich versuche mich anders zu organisieren, ich rutsche immer wieder in die nächtliche Arbeit und fühl mich ziemlich wohl damit.
Was ist das Beste an deinem Beruf?
Genau das! Dass ich arbeiten kann wie und wo ich möchte. Am Schreibtisch, im Bett, auf der Couch, auf der Gartenbank, im Zug. Viele Abläufe sind ähnlich, aber zwischendurch gibt es immer wieder ganz neue Herausforderungen, die all das so spannend machen. Ob die Kommunikation mit einem Kunden, mit dem man keine gemeinsame Sprache spricht, abenteuerliche Google-Translate-Absprachen führt und am Ende trotzdem ein wahnsinnig tolles Projekt realisiert.
Wie hast du die Corona Zeit erlebt, war/ ist es schwierig oder gibt es auch positives?
Mein Arbeitsalltag hat sich ganz und gar nicht geändert, da ich immer schon von zu Hause aus arbeite und der allermeiste Kundenkontakt per Mail stattfindet.
Was sehr, sehr schade ist, ist dass ich einige tolle geplante Projekte verloren habe, da die Situation bei den Kunden finanziell so unsicher war/ist, dass sie die Aufträge erstmal wieder zurückgezogen bzw. unbestimmt verschoben haben. Andererseits hatte ich zu Beginn der Corona Zeit auch so sehr viele Projekte angenommen, dass ich mich ab und zu heimlich gefragt hab, ob ich das überhaupt schaffen kann – also ein kleines bisschen war es auch eine willkommene Notbremse und ich kann noch ein bisschen trainieren auch mal “Nein” oder “Ja, aber erst in ein paar Monaten” zu künftigen Kunden zu sagen.
Welche 3 Dinge sind dir aktuell am wichtigsten im Leben?
Im Bezug auf die Illustration: Dass ich mir keine Sorgen machen muss, dass immer genug Aufträge reinkommen – ich habe immer ein wenig Angst davor irgendwann nicht mehr “angesagt” zu sein. Zu oft gesehen, Stil nicht mehr aktuell, neue Medien verpasst, sowas. Dass ich ein schönes Arbeitsumfeld und eine gesunde Beziehung zu meiner Arbeit behalte und dass ich nicht aus Versehen verhaftet werde, weil ich unabsichtlich irgendeinen steuerlichen oder rechtlichen Fehler gemacht habe.
Im Bezug auf mein restliches Leben: Da gibt es eigentlich nur einen Wunsch – es wäre ziemlich schön, wenn es da bald auch so erfolgreich wie aktuell im Beruf laufen würde ;-)